Als vor rund hundert Jahren das Automobil Einzug auf unseren Straßen hielt, waren Pferde beziehungsweise Pferdekutschen immer noch fester Bestandteil des Straßenbildes. Jahr für Jahr konnte man allerdings beobachten, wie Pferde immer öfter gegen das Automobil eingetauscht wurden. Blickt man nun auf unser Finanzwesen, dann sehen wir viele Parallelen zu diesem Prozess.
Obwohl in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts klar war, dass sich das Automobil gegenüber den Pferden durchsetzen würde, dauerte es lange, Vorbehalte abzubauen, Gesetze anzupassen oder neu zu schaffen und die notwendige Infrastruktur zu errichten.
Steht Bitcoin heute dort, wo das Automobil im Jahr 1922 stand?
Blicken wir auf die Blockchain-Technologie beziehungsweise die Token-Ökonomie dann stehen wir aktuell vor den gleichen Herausforderungen. Nach wie vor gibt es viele Vorbehalte gegenüber diesem Strukturwandel. Wie das Auto am Anfang des 20. Jahrhunderts wird die Blockchain-Technologie gern als Modeerscheinung abgetan. Es hat lange gedauert, bis sich die ersten Behörden und Banken bereit erklärt haben, sich der Technologie zu öffnen. Auch brauchte und braucht es Gesetzesänderungen, um eine rein digitale Abbildung von Wert rechtlich zu ermöglichen. Vor allem fehlt noch die notwendige Infrastruktur.
Was vor hundert Jahren die asphaltierten Straßen für das Automobil waren, sind heute unter anderem die Token-Verwahrstellen und Börsenbetreiber, die für die notwendige Token-Infrastruktur sorgen. Es kann durchaus sein, dass diese Infrastruktur sehr schnell entsteht. Jede technologische Errungenschaft besitzt eine Adaptionsdynamik, die nach Erreichen eines gewissen Schwellenwertes an Marktdurchdringung zur schnellen Ausbreitung führen kann.
Massen-Adaption bereits im Jahr 2025?
Wann eine solche Schwelle erreicht ist, ist schwer vorherzusagen und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Unterschiedliche Studien wie der Gartner Hype Cycle oder ein Bericht von PwC kommen zu dem Ergebnis, dass der Wendepunkt in der Blockchain-Etablierung etwa im Jahr 2025 erreicht wird. Dann dürften aus den heutigen Pilotprojekten etablierte kommerzielle Use Cases entstanden sein.
Dass sich bislang nur wenige Menschen eine flächendeckende Integration von Token-Infrastrukturen in der Mitte dieses Jahrzehntes vorstellen können, liegt unter anderem am menschlichen Bias – also der kognitiven Verzerrung. Demnach neigen Menschen dazu, kurzfristige Entwicklungszeiträume zu überschätzen und langfristige zu unterschätzen. Konkret würde dies bedeuten, dass innerhalb der nächsten zwei Jahre weniger umgesetzt wird, als wir uns unter Umständen vorstellen. Umgekehrt könnten bezogen auf einen Zeithorizont von fünf Jahren strukturelle Veränderungen eintreten, die wir uns heute noch nicht vorstellen können. Ob diese Annahme auch auf die Blockchain Technologie zutreffen wird, kann man natürlich nicht sicher vorhersagen, auch wenn man Anhaltspunkte dafür findet.
Blockchain-Erfolg hängt auch von KI und Internet der Dinge ab
Dabei darf man nicht vergessen, dass die Blockchain-Technologie abhängig vom Digitalisierungsprozess im Allgemeinen und von konkreten Technologien wie dem Internet der Dinge oder künstlicher Intelligenz im Speziellen ist. Nimmt der Digitalisierungsgrad in der Verwaltung zu, indem weniger Verwaltungsakte über papierhafte Formulare abgewickelt werden, steigt damit gleichzeitig auch die Einsatzwahrscheinlichkeit von Blockchain-Anwendungen. Der Flaschenhals in der Entwicklung ist dabei selten die technologische Ausgereiftheit. Bereits heute ist technisch viel mehr möglich, als in der Praxis umgesetzt wird.
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